Klimawandel: Was ist „Climate Anxiety“ und wie kann ich damit umgehen?
Was ist Climate Anxiety?
Wer sich schon mal machtlos in Bezug auf die Klimakrise gefühlt hat, ist sicher schon einmal mit dem Begriff „Climate Anxiety“ in Berührung gekommen. Dass die Klimakrise negative Auswirkungen auf Menschen und Umwelt hat, haben wir schon in diesem Blogeintrag für euch zusammengefasst. Allerdings müssen diese nicht immer körperlich sein, sondern äußern sich gegebenenfalls psychisch. Psychische Belastungen, die in Bezug auf die Klimakrise auftauchen, können zum Beispiel Gefühle der Sorge beinhalten. Dennoch muss Sorge um das Klima zunächst nichts Schlechtes sein. Denn die Sorge als Gefühl ist ein Motivator. Wenn man sich über etwas Sorgen macht, ist man motivierter, herauszufinden, was man gegen den Klimawandel tun kann.
Problematisch wird die Sorge dann, wenn sie überwältigend und lähmend wird, wenn sie einen davon abhält, sein Leben zu leben und sich in Wut, Trauer, Hoffnungslosigkeit oder Angst umwandelt. Diese psychischen Belastungen werden als „Climate Anxiety“ oder auch als „Klimaangst“ beschrieben.
Statistiken und Studien zur Verbreitung von Klimaangst
Laut einer weltweiten Studie, die mit Kindern und Jugendlichen durchgeführt wurde, hat man festgestellt, dass ¾ der Befragten Angst vor der Zukunft haben in Bezug auf die Klimakrise. Ca. die Hälfte der 10.000 befragten Kinder und Jugendlichen gaben an, dass der Klimawandel und die daraus resultierenden Folgen ihren Alltag emotional beeinflussen und belastet.
Auch Studien zur Begriffssuche fallen vermehrt aus. Laut dem Nachrichtenportal Grist stiegen die Google-Suchanfragen nach "Klimaangst" im Jahr 2021 um 565 Prozent.
Warum entsteht Climate Anxiety?
Aus der bereits erwähnten Studie kann man schließen, dass Climate Anxiety dann auftritt, wenn Schuld und Schuldgefühle auftreten. Da der Klimawandel von uns Menschen vorangetrieben wird und oft das eigene Handeln daran „Schuld“ ist, können Schuld die Klimaangst bekräftigen. Gerade die Hilflosigkeit spielt eine tragende Rolle, wenn es um Klimaangst geht. Aber was ist, wenn dich solche Gefühle überkommen sollten?
Bewältigungsstrategien – Was kannst du gegen Klimaangst machen?
1.) Austausch mit anderen
Der klinische Psychologe Tobias Schabetsberger, der für den Standard als Experte fungierte, meinte, dass es wichtig sei, sich mit anderen auszutauschen, welche ähnliche oder gleiche Erfahrungen haben. Das können Freunde und Familienmitglieder sein. Denn der gemeinsame Austausch macht einem oft bewusst, dass man nicht allein ist.
2.) Wir tragen nicht allein die Verantwortung
Und das bringt uns auch schon zum nächsten Thema. Gerade wenn es um Schuldgefühle geht, ist es wichtig, sich bewusst zu machen, dass es nicht an uns allein als Person liegt, die Klimakrise zu stoppen. Nur durch gemeinsames Handeln, Aufklärung und klimapolitische Ziele können wir die Folgen des Klimawandels reduzieren.
3.) Akzeptanz
Auch wenn es wehtut, zu akzeptieren, dass das menschliche Handeln uns, den Planeten und allen anderen Lebewesen schadet. Aber Akzeptanz spielt bei Trauer und Angst eine wichtige Rolle. Wenn du die aktuelle Situation so hinnimmst, wie sie gerade ist, fällt es dir leichter zu handeln.
4.) Neue Handlungsoptionen und andere Sichtweisen
Das nächste Mal, wenn du deine Gefühle zur Klimakrise überwältigen solltest, versuche an unterschiedliche Sichtweisen zu denken. Wie zum Beispiel, dass der Klimawandel immer mehr mediale Aufmerksamkeit erlangt, Aufklärung betrieben wird und Menschen auf der Straße um eine gerechte Klimapolitik kämpfen. Wenn wir unsere Optionen abwägen und auch an die positiven Seiten denken, fällt es uns schon leichter, mit den Folgen der Klimakrise fertig zu werden.
5.) Engagiere dich
Der Lösungsansatz der Podcastfolge “Wie verlieren wir nicht den Mut” von Luisa Neubauer ist sich zu engagieren und bewusst zu handeln. Denn dann erleben wir Selbstwirksamkeit. Natürlich ist die Klimakrise etwas, das uns riesig erscheint und nicht greifbar ist, deshalb müssen wir lernen loszulassen, was wir nicht kontrollieren können. Das heißt nicht, dass wir nichts tun sollen und können, im Gegenteil. Nur bringt uns die Wut, die mit diesem Kontrollverlust oftmals einhergeht, nicht weiter: Wir können etwas tun und jeder von uns ist verantwortlich für diese Welt, wir können uns für das Klima einsetzen. Es gibt so viele Möglichkeiten, schau dich doch gerne mal in deiner Umgebung und im Netz um. Du findest sicher etwas, was zu dir passt!
6.) Im Hier und Jetzt leben
Abgesehen von der Klimaangst ist es auch im alltäglichen Leben schwer genug im Moment zu leben. Trotzdem kann es dir helfen deine Gedanken von all dem Gefühlschaos zu befreien und die Augenblicke zu genießen, die dich jetzt umgeben. Probiere es aus und versuche Atemübungen in deinen Alltag einzubauen, um dir das Gegenwärtige bewusst zu machen.
7.) Psychologische Hilfe suchen
Falls du dennoch mit Depressionen und Angstzuständen zu kämpfen hast, bitten wir dich, psychologische Hilfe zu suchen. Es zeigt Stärke, wenn du dir professionelle Unterstützung suchst! Und denk immer daran: Du bist nicht allein!
P.S.: Pass auf dich auf!
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Interesse geweckt? Hier haben wir nachgelesen:
1,5 Grad - der Klima-Podcast mit Luisa Neubauer (2022): Kübra Gümüşay - wie verlieren wir nicht den Mut?, [ https://open.spotify.com/episode/5vWMPof2Jb2iFNTlyigIcz?si=f731297a265a471a&nd=1].
Erhart, Marlene (19.11.2022): Strategien gegen Klimaangst, [https://www.derstandard.at/story/2000140868642/wenn-der-wandel-des-klimas-die-psyche-belastet].
(13.03.2023): Yale Experts Explain Climate Anxiety [https://sustainability.yale.edu/explainers/yale-experts-explain-climate-anxiety].
Browne, Amelia (10.10.2023): Explainer: What is Climate Anxiety? [https://earth.org/what-is-climate-anxiety/].