Klimawandel: Genderaspekte
Der Klimawandel ist eines der drängendsten Probleme unserer Zeit und betrifft uns alle. Aus wissenschaftlicher Sicht gibt es kaum Zweifel daran, dass der Klimawandel das Leben auf der Erde massiv verändern wird. Doch es gibt eine oft übersehene Dimension dieses globalen Phänomens: Seine geschlechtsspezifischen Auswirkungen. Wichtige Unterschiede, unter anderem die Art und Weise, wie Menschen von den Auswirkungen des Klimawandels erfahren. In diesem Blogpost werden wir uns die Frage stellen, ob der Klimawandel ein weibliches Problem ist und wie wir auf diese Theorie kommen.
Klimawandel und Geschlecht
Der Klimawandel trifft Menschen weltweit, aber er trifft nicht jeden auf die gleiche Weise. Studien zeigen, dass Frauen in vielen Teilen der Welt stärker von den Auswirkungen des Klimawandels betroffen sind. Warum? Eine mögliche Erklärung liegt in den sozialen Rollen und der wirtschaftlichen Abhängigkeit vieler Frauen. In ländlichen Gemeinschaften oder in Entwicklungsländern sind Frauen oft für die Wasserversorgung und Nahrungsmittelproduktion verantwortlich. Wenn Dürren und Naturkatastrophen diese Ressourcen verknappen, sind Frauen unmittelbarer betroffen.
Der Klimaaktivist, Nicholas Omonuk aus Uganda, der die Klimakrise schon am eigenen Leib gespürt hat, berichtet etwas sehr Ähnliches bei seinem Aufenthalt in Alpbach, das könnt ihr in diesem Podcast nachhören: [Link zu Spotify]. Die Menschen können ihre Tiere nicht mehr ernähren, sie müssen Hab und Gut verkaufen und fliehen. Langfristig drängen die Menschen auch nach Europa. Dass die europäischen Staaten den Klimawandel nicht als Fluchtgrund akzeptieren und den Klimawandel nicht aktiver angehen kann er nicht verstehen.
Ein Fakt, der uns bei unserer Recherche besonders mitgenommen hat: In ärmeren Teilen der Erde, kommt es durch die Klimakrise häufiger dazu, dass Mädchen nicht mehr zur Schule gehen können. Oft können sich betroffene Familien das Schulgeld nicht mehr leisten und lassen ihre Töchter zu Hause. Dort wird ihnen beigebracht, dass sie sich um den Haushalt und die Familie kümmern, eine Grundbildung wird ihnen damit verwehrt. Auch bei der Tsunami-Katastrophe 2004 waren laut "UN Women"-Komitees in Deutschland 70% der Todesopfer Frauen, da diese in ihren Häusern von der Welle überrascht wurden, oder sich nicht mehr rechtzeitig mit ihren Kindern aus der Gefahrenzone retten konnten. Besonders in Regionen wie zum Beispiel Südasien resultieren Dürre oder Fluten in eingeschränkter Lebensmittelversorgung. Reflektiert man gesellschaftliche Normen, wonach Frauen und Mädchen häufig diskriminiert werden, können Muster der Unterernährung bei Kindern durchaus geschlechtsspezifisch sein.
Empowerment von Frauen im Kampf gegen den Klimawandel
Es ist wichtig anzumerken, dass Frauen eine entscheidende Rolle in der Umweltschutzbewegung spielen. Viele prominente UmweltschutzaktivistInnen sind Frauen, und Frauenorganisationen auf der ganzen Welt engagieren sich aktiv im Kampf gegen den Klimawandel. Dies zeigt, dass Frauen nicht nur Opfer, sondern auch “Agenten des Wandels” sind. Die Tatsache, dass bis zu 70 Prozent der Teilnehmenden bei "Fridays for Future" weiblich sind, unterstreicht die bedeutende Rolle, die Frauen bei der Mobilisierung und Führung von Umweltschutzbewegungen spielen. Greta Thunberg und Luisa Neubauer sind lebende Beispiele dafür, wie junge Frauen die Welt auf die Dringlichkeit des Klimawandels aufmerksam machen und Veränderungen bewirken können.
Die "Stockholm Initiative" erkannte, dass ernsthafter Klimaschutz auch eine massive Veränderung der vorherrschenden, oft männlich-geprägten Industriegesellschaft erforderte. Sie betonte, dass die Natur nicht dazu da sei, sie ohne Rücksicht auf Emissionen auszubeuten. Dies führte zu einem Umdenken und verdeutlichte, wie Geschlechterrollen und soziale Normen in den Zusammenhang des Umweltschutzes passen. Der Mut und die Entschlossenheit von Frauen in der Klimabewegung inspirieren nicht nur, sondern sind auch entscheidend für die Gestaltung einer nachhaltigen Zukunft.
Es ist entscheidend, Frauen in den Mittelpunkt der Anstrengungen zur Bewältigung des Klimawandels zu stellen. Durch Bildung, wirtschaftliche Stärkung und die Beteiligung von Frauen an Entscheidungsprozessen können wir ihre Fähigkeiten zur Anpassung und zur Entwicklung nachhaltiger Lösungen stärken. Das Empowerment von Frauen ist nicht nur eine Frage der Gerechtigkeit, sondern auch eine kluge Strategie im Kampf gegen den Klimawandel.
Fazit
Der Klimawandel ist zweifellos ein globales Problem, das uns alle betrifft. Dennoch dürfen wir nicht übersehen, dass er Frauen auf unterschiedliche Weise beeinflusst und dass Frauen eine entscheidende Rolle in seiner Bewältigung spielen können. Der Klimawandel ist daher nicht ausschließlich ein "weibliches Problem", sondern ein Problem, das geschlechtsspezifische Überlegungen erfordert. Wir müssen sicherstellen, dass Frauen in den Diskussionen, Entscheidungsprozessen und Lösungsansätzen zum Klimawandel eine zentrale Rolle spielen.
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Interesse geweckt? Hier haben wir nachgelesen
Kleine Zeitung: Warum Frauen stärker vom Klimawandel betroffen sind von Claire Hermann, 05.05.2023 [https://www.kleinezeitung.at/international/klima/6265673/Klima-und-Geschlecht_Warum-Frauen-staerker-vom-Klimawandel].
Umweltforschungsplan des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit [https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/1410/publikationen/2018-03-15_texte_23-2018_gender-klima.pdf, abgerufen am 22.09.2023].
Spiegel Panoramen: Warum mehr Männer als Frauen die Klimakrise leugnen von Fabian Schmidt, 25.11.2019 [https://www.spiegel.de/panorama/klimawandel-warum-maenner-ihn-eher-leugnen-als-frauen-a-859505c6-9eec-478f-a764-d4e048d3f438 ].
1,5 Grad der Klima Podcast von Luisa Neubauer. Folge Großmutter -Sind Männer Schuld an der Klimakrise? [https://open.spotify.com/episode/3KMAxjwnQ4zx2Z8dQjl70t].
PRESSE Play: Was in Alpbach wichtig ist. Folge #4 2023: Ein Streit übers Fliegen und ein Afrikaner der den Klimwandel am eigenen Leib erlebt hat [https://open.spotify.com/episode/76xpWezpas9k332vI6uVix?si=fc8b102d0a2b4521 ].